Nicolas Collins: "...it could no longer mute anything".

Martin Conrads



Daß durch digitale Bearbeitungstechniken wie Sampling althergebrachte Ordnungssysteme von Rhythmus und Melodie umdefiniert werden, ist für Musik in den 90er Jahren schon zum Gemeinplatz geworden.

Gleichzeitig findet ein akustischer Technologietransfer zwischen ehemals getrennten Sparten statt. Klangtexturen aus minimal music und musique concréte finden Eingang in Illbient und Post-Techno, elektroakustische Referenzen lassen sich in Elektro und Neuer Improvisationsmusik vorfinden.

Mit der entsprechenden Klangästhetik einhergehende Konzepte und Praktiken von 'home-recording' gibt es aber nicht erst seit der Soundsoftware Cubase. David Tudor zum Beispiel hatte die Idee der 'home-made-electronics' in einer Zeit entwickelt, als Synthesizer noch unerschwinglich, kleine Schaltkreise jedoch fast geschenkt und leicht zu modifizieren waren.

Der Stilmix der 90er Jahre stellt um so mehr die Frage, ob Musiker an kulturindustriellen Klang-und Produktionshierarchien vorgefertigter Instrumente festhalten müssen.

Warum so wenige neue und bemerkenswerte Instrumente außerhalb oder zumindest in Verbindung mit dem Computer entwickelt werden, bleibt in diesem Sinn rätselhaft und unverständlich.

Der New Yorker Musiker Nicolas Collins sucht als Erfinder diverser Instrumente und akustischer Schnittstellen ein Design für die neue akustische Ökonomie. Martin Conrads traf sich mit ihm zu einem Gespräch.