6.Juli 1997





Consciousness reframed in Newport, Wales

Micz Flor, Florian Clausz


[text als audiofile]


An diesem Wochenende tagt zum ersten Mal ein internationales Symposium zum Thema Bewußtsein in den neuen Medien. Aus aller Welt haben sich adaptierbare plug-ins, seien es nun Künstler, Akademiker, Programmierer oder was sich sonst so eine Interessensgemeinschaft auf Symposien rumtreibt, zusammengefunden, ohne aber genau zu wissen, was nun hier zum kollektiven Bewußtsein beigetragen werden kann. Der Eröffnungsvortrag ließ dann auch einiges über Bewußtseinszustände von Hunden amerikanischer Vorstädte in Erfahrung bringen, aber der Untertitel des Symposiums 'art and consciousness in the post-biological era' mag darin nicht so ganz aufgehen.

Kunst und neue Medien sind zwei potentiale Religionssubstitute in Newport auf isoliertem Raum. Unter der sanften Führung Roy Ascott's tummeln sich zum Motto 'consciousness reframed' dubiose Eitelkeiten. Vodoo und Virtual Reality, Psycho-Prosthesis und Einstein's Brain. Nicht weiter zusammengezuckt sind wir dann auch bei der Feststellung der Brasilianerin Diana Domingues, daß Künstler die zeitgenössischen Schamanen seien, die die Kräfte des Universums zu kanalisieren vermögen.
Auf der Terasse der Universität, dem Gefühl nach: des Rotary-Clubs, sieht man nach diversen Vorträgen einige, die sich wie wir unerwartet in einer religiösen Technikkritik wiederfinden. Reality-Check. Wir sind nicht allein, hier draußen.
In diesem Think-Tank manifestiert sich Glaube in zwei Schritten: erstens Darwinismus beschreibt die extraanimalische Schöpfung des Meschen und davon abgeleitet: zweitens 'Internet' und neue Medien als naturgewollte 'Schöpfungen' der Krone der Schöpfung. Natur läßt sich nach Belieben mit Gott gleichsetzen. Es sind genügend bekennende Druiden unter uns. Schön, so was auch mal mitkriegen zu dürfen.
Zwei Prästentationen verdienen hier besondere Erwähnung und sei es nur der Namen wegen: Ebon Fisher diskutierte 'The Future of Wiggling Things' und Grail Wight verteidigte die These 'Salts protected the Guinea Pigs from the Urine of Maniacs'. Zum Kopfschütteln bleibt keine Zeit. Schon wieder Dinner.

Und zwischen den reichbestückten Tellern werden allerlei Standpunkte über die Stellung der neuen Medien ausgetauscht, wie es sich die Veranstalter wohl auch vorgestellt, um nicht zu sagen initiiert haben. Und so bekommt VR, virtual reality, eine ganz neue Färbung, nämlich: WE ARE... one family. Und nächstes Wochendende geht's zur Loveparade, da wird auch immer sehr viel ge-dacht.

Florian Clausz, Micz Flor, Newport, Wales

CAiiA - consciousness reframed

- 6. Juli 1997 -


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