Wenn Guy Debord vom "Spektakel" als Synonym für die Erzeugnisse
und Produktionsweise von Kulturindustrie sprach, dann gilt dies
ebenso für 'klang' als wesentlichem Trägermedium für die
Systeme von Pop in einer ansonsten scheinbar visuell dominierten
Kulturproduktion.
spätestens seitdem *Techno* als synonym für Musik, die mit
klangerzeugenden Maschinen arbeitet, im kulturellen Mainstream
angekommen ist, hat sich John Cages bemühen um eine Musik, die
nicht vor dem Prinzip des Geräuschs haltmacht, ungeahnt
technisch erfüllt. *Musik* ist auf das gesamte Spektrum des
hörbaren ausgedehnt worden und erweitert Definitionen und
Produktionsweisen. vor dem Hintergrund des Booms gesampelter und
elektronisch generierter Klänge scheinen selbstfreflexive,
inhaltlich kaum definierte und codierte Sounds von den Clubs der
Innenstädte über die Kompaktanlagen bis zu den Kunstakademien als
alternative zum visuellen und textuellen wahrgenommen zu werden.
gleichzeitig Gerät klang ins Fadenkreuz wissenschaftlicher und
ökonomischer Strategien. von der DIN-Norm *noise pollution* über
die Beschäftigung mit Klangökologie zu professionellem
sounddesign (ohne das selbst die automobilindustrie nicht mehr
auskommen will).
*SOUND SYSTEM / SYSTEM SOUND* ist in diesem Sinne für *alle*
Fragen bezüglich der Ökonomie und Ökologie von Klängen offen,
wobei insbesondere aktuelle Veränderungen in der kulturellen
Ökonomie des Hörens, den Prinzipien von Klangerzeugung und der
Wahrnehmung in sozialen und technologischen Mikro- und
Makrosystemen fokussiert werden könnten.
#"was heisst hier eigentlich referenz?"
Zur Debatte stehen Verwendung und Zuschreibung von Klang. "was
heißt hier eigentlich Referenz?" und was ist davon ab- und daraus
auskoppelbar? Die Verwendung von Sampling und Looping stellt sich
als Dominanz dar, in der popkulturelle Übereinkünfte und
Differenzen festgemacht werden können: 'bring da noise?' analog
dazu: wie impliziert Klang im Raum die Möglichkeiten (und
Zwänge) sozialen Umgangs? ("das zeug ist ueberall!")
#"around the world"
Gleichzeitig verhalten sich Visualisierung durch Videoclip und
Softwareoberfläche als Warenzeichen kultureller Notation. die
Option auf Mess- und Verhandelbarkeit von Wahrnehmung pendelt
zwischen dem konkreten (media control) und dem abstrakten (pattern
recognition). Wie verhält sich Rauschen unter den Bedingungen von
HIFI, und: "wie wird klang überhaupt organisiert?". Wo sind
kulturelle übereinkünfte bereits im Gerätedesign miteingespeist
und wie werden Maschinensounds zu mitsummbaren und -tanzbaren Codes
(303/404/707/808)?
#"datenobjekt"
Können aus den Konzepten von negativer Interaktion,
Übersteuerung oder akustischer Täuschung kulturelle Strategien
für akustische Produktion entstehen? denken Sie z.b. ein
musikalisches "Datenobjekt" entlang der möglichen Unterscheidung
analog vs digital. oder: wie finden konventionen im Hinblick auf
die Verwendung ausgewählter Medien statt (CDd/ Improvisation/
Selbstspielend/ live stream...)? Die per Band eingespielte
Klimaanlage als Garant von V verweist auf Sounddesign
und dessen Gestaltungsprinzipien: unter welchen Bedingungen wird
Klang primär funktional verwendet (Muzak, Klassik, Ultraschall,
Infrasound)?
#usw.